Image und Wertigkeit dualer Ausbildung

Ein niedriges öffentliches Image dualer Ausbildung im Allgemeinen, und insbesondere des Handwerks, durchzieht die Regionen des Alpenraums. In mehreren Ländern kann eine Zunahme der Akademisierung beobachtet werden, indirekt unterstützt von Schullehrer*innen und Eltern, die Jugendliche ermutigen, eine höhere Bildung anzustreben. Höhere Schulausbildung bzw. der Hochschulabschluss gelten als Garant für einen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz sowie vielfältige Karrierechancen. Darüber hinaus zeigt sich ein geringes öffentliches Ansehen bestimmter Berufe bzw. Branchen.

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WIGE Montafon

Sichtbarkeit

Als Lehrer*in bzw. Dozent*in können Sie zur Sichtbarkeit der dualen Ausbildung beitragen, indem Sie Ihre Schüler*innen bzw. Student*innen über verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Karrierechancen informieren. Gerade Jugendliche und ihre Eltern sind sich oft nicht der Vielfältigkeit bestehender Berufe und der damit verbundenen Karrierechancen bewusst. Sie sollten Ihre Schüler*innen oder Student*innen ermutigen, ihre Möglichkeiten bewusst auf der Grundlage ihrer Interessen und Talente zu betrachten, vielleicht unterstützt durch Karriereberater*innen. Durch den Besuch von Ausbildungs- und Karrieremessen sowie Tagen der offenen Tür von Unternehmen könnten sie auch bessere Einblicke in die Besonderheiten verschiedener Unternehmen und den Nutzen einer Ausbildung in diesen erhalten.

 

Bewusstseinsbildung

Neben den oben genannten Empfehlungen würden potenzielle Auszubildende auch von der direkten Konfrontation mit den Früchten verschiedener Ausbildungsbetriebe in ihrer Region profitieren. Vielleicht können Unternehmen Ihren Schüler*innen oder Student*innen etwas Material zur Verfügung stellen, um ihre Arbeit und ihre Bedeutung zu bewerben, zum Beispiel Produkte zur Unterstützung älterer Menschen im Alltag oder Berichte über Lehrlingswettbewerbe.

 

Kernergebnisse der KMU Bedarfsanalyse im Rahmen von DuALPlus

Trotz unterschiedlicher dualer Ausbildungssysteme haben die Partnerregionen teilweise mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen, die Einblicke in die Bedürfnisse von KMU im Alpenraum geben. Während Vertreter*innen von Unternehmen die Verknüpfung von theoretischem und praktischem Lernen, die Möglichkeit eines früheren Eintritts in den Arbeitsmarkt sowie der Gewinnung von Berufserfahrungen und Verantwortungsbewusstsein in jungen Jahren als positive Aspekte bzw. Stärken der dualen Ausbildung betonten, verwiesen sie auch auf mehrere kritische Fragen und Schwächen. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse aus transnationaler Sicht vorgestellt.

 

  1. Daten zum Image bzw. der Wertigkeit von Lehre

In den Fragebögen sowie in den Experteninterviews wurden häufig Imageprobleme der dualen Ausbildung im Alpenraum diskutiert. Der Wert einer insbesondere handwerklichen Ausbildung scheint in den Partnerregionen unterschätzt zu werden: Eltern und Jugendliche bevorzugen eine höhere Ausbildung. Im Hinblick auf diese Frage wurden die Vertreter*innen der KMU gefragt, an welchen Maßnahmen zur Verbesserung der Attraktivität der dualen Ausbildung gearbeitet werden sollte.

Die genannten Maßnahmen sind in den Partnerregionen ähnlich. Die Stärkung des Images bzw. des Wertes der dualen Ausbildung (durchschnittlich 55%) geht Hand in Hand mit der Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung für Familien und Jugendliche (durchschnittlich 44%) sowie insbesondere der Attraktivität für die Jugendlichen (durchschnittlich 42%). Die Teilnehmer*innen machten einige Vorschläge für mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung, wie die Ermöglichung von Lehre in Kombination mit höherer Bildung (z. B. Abitur/Matura), stärkere Bewerbung von Jobinformationsveranstaltungen und Messen, Webportale für duale Bildungsformate oder berufliche Orientierung (z. B. als Schulfach) in Schulen. Darüber hinaus könnte es vielversprechend sein, an der Beratung von Schüler*innen im Übergang zwischen verschiedenen Schulstufen zu arbeiten. Nicht zuletzt könnten Präsentationen von Erfolgsgeschichten sowie Fallstudien beispielsweise erfolgreicher Handwerker*innen  zu einem positiveren Bild der dualen Ausbildung beitragen.

Die Erhöhung von Ausbildungsplätzen ist vor allem in der autonomen Provinz Trient (61%), Vorarlberg (42%) sowie in Wien und Niederösterreich (42%) von zentraler Bedeutung. Die Entwicklung von Orientierungsangeboten für junge Menschen ist besonders in Bayern (60%), Frankreich (44%) und der Schweiz (43%) ein Thema. Die Förderung der dualen Ausbildung ist insbesondere in Vorarlberg (37%), Bayern (32%) und Wien (32%) von zentraler Bedeutung.

In der Schweiz (37%), in Slowenien (36%) und in Frankreich (28%) geht es vor allem darum, die Attraktivität von Unternehmen für die Ausbildung junger Menschen zu verbessern. Die Befragten schlugen vor, KMU mehr finanzielle Anreize zu bieten, sich als Ausbildungsunternehmen anzubieten.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über empfohlene Maßnahmen zur Verbesserung der Attraktivität der Ausbildung aus transnationaler Perspektive im Alpenraum, die wir im Rahmen der KMU-Bedarfsanalyse untersucht haben.

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table 1

Quelle: Lime Survey, eigene Berechnungen. AT/VB = Österreich/Vorarlberg, AT/VNÖ = Österreich/Wien-Niederösterreich; D = Deutschland/Bayern, IT/TN = Italien/Trient, IT/BZ = Italien/Bozen, SLO = Slowenien, FR = Frankreich, CH = Schweiz.

2. Daten zur Qualität dualer Ausbildungssysteme

Ein weiteres Thema der Datenerhebung war die Gewährleistung der dualen Ausbildung. Um die Qualität des dualen Bildungssystems vor allem angesichts der Veränderungen der Produktionssysteme und der Arbeitsmärkte zu gewährleisten, erwähnten die Befragten der Partnerregionen bestimmte Maßnahmen, an denen gearbeitet werden sollte.

Die genannten Maßnahmen sind in den Partnerregionen ähnlich. So sind die Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Ausbildung (durchschnittlich 51 %) sowie die Umsetzung wirksamerer Verfahren zur Aktualisierung der Lehrpläne (durchschnittlich 51 %) in allen Partnerregionen von besonderer Bedeutung. Weitere häufig erwähnte Maßnahmen waren die Bereitstellung von Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrer*innen und Ausbilder*innen (durchschnittlich 35%) sowie die Neudefinition des Gleichgewichts zwischen grundlegenden (Schlüssel-) und berufsbezogenen Kompetenzen (durchschnittlich 32%).

Die Förderung von Bedarfsanalysen neuer Berufe bzw. Berufsbilder ist vor allem in Trient (46%), Bayern (40%) und Frankreich (39%) von zentraler Bedeutung. Die Bereitstellung angemessener Finanzierungs- und Unterstützungsleistungen für die Ausbildungsanbieter ist vor allem in Slowenien (41%), Bayern (32%) und Bozen (28%) ein Thema. Die Erhöhung der Zahl der dualen Bildungswege ist vor allem in Vorarlberg (32%), Slowenien (18%) und Bayern (16%) von zentraler Bedeutung.

Weitere Maßnahmen umfassten eine höhere finanzielle Unterstützung der Ausbildungsbetriebe, eine stärkere Förderung der Ausbildung in den Regionen, die Überarbeitung der Schullehrpläne im Hinblick auf die Bedürfnisse der KMU sowie die Förderung des Handwerks.

 

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über empfohlene Maßnahmen zur Sicherung der Ausbildung vor dem Hintergrund der Veränderungen in den Produktionssystemen und des Arbeitsmarkts aus transnationaler Perspektive im Alpenraum, den wir im Rahmen der KMU-Bedarfsanalyse untersucht haben.

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table 2

Quelle: Lime Survey, eigene Berechnungen. AT/VB = Österreich/Vorarlberg, AT/VNÖ = Österreich/Wien-Niederösterreich; D = Deutschland/Bayern, IT/TN = Italien/Trient, IT/BZ = Italien/Bozen, SLO = Slowenien, FR = Frankreich, CH = Schweiz.

3. Daten zur Verbesserung des dualen Ausbildungsprozederes

Um sich ein vollständiges Bild von der Bewertung und den Anforderungen der KMU im Alpenraum zu machen, war es wichtig, Fragen des dualen Bildungsverfahrens sowie der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Schulen und Auszubildenden zu berücksichtigen.

Im Durchschnitt sind 60% der Befragten an der abschließenden Bewertung ihrer Auszubildenden beteiligt, 47% nehmen an trilateralen Treffen zwischen Unternehmen, Schulen sowie Auszubildenden teil und 45% sind an der Entwicklung individueller Ausbildungspläne beteiligt.