Zukunfts-Check
Der Workshop „Zukunfts-Check“ richtet sich an Schüler*innen (15/16 Jahre) der Polytechnischen Schule mit besonderem Unterstützungsbedarf, um die Chancen für einen direkten Übergang von der Schule in den Beruf zu erhöhen.
Hintergrund
Die Stadt Bregenz hat einen hohen Anteil an sozioökonomisch belasteten Familien. Im Jahr 2020 betrug der Schüleranteil mit nicht-deutscher Umgangssprache an einer Volks- und Mittelschule über 70 Prozent. Ein großer Teil dieser Schüler*innen wählt nach Ende der Pflichtschulzeit den Weg in die Polytechnische Schule (PTS), mit dem Ziel, im Anschluss eine Lehre zu beginnen. 219 Schüler*innen besuchten 2019 die PTS in Bregenz.
Die einjährige Polytechnische Schule wird in Vorarlberg und Österreich intensiv dafür genutzt, Jugendliche an die Berufsausbildung heranzuführen und ihnen Zeit zur Orientierung zu geben.
An der Schule sind Jugendcoaches und Schulsozialarbeiter*innen im Einsatz, um Schüler*innen gezielt bei der Berufswahl, Bewerbungen und in schwierigen Lebensphasen zu unterstützen.
Trotz dieser Angebote betrug der Anteil der Schüler*innen, die nach Ende der Schulzeit 2020 keine Lehrstelle gefunden haben, 20 Prozent. Ca. 40 Schüler*innen wiederholten ein weiteres Jahr die PTS.
Ziele des Workshops
- Erfahrungen der Schüler*innen aus der Schulzeit und mit bestehenden Unterstützungsangeboten sammeln
- Schüler*innen reflektieren eigene Situation, benennen Kompetenzen, definieren Ziele und planen weitere Schritte
- Motivation und Selbstbewusstsein der Schüler*innen stärken
- Austausch über sinnvolle Hilfestellungen im Übergang von der Polytechnischen Schule zur Lehrausbildung
- Vertrauen aufbauen, Orientierung geben
- Probleme und aktuelle Situation wahrnehmen
- Eigene Kompetenzen erkennen
- Reale Berufschancen aufzeigen
- Lösungen anbieten
- Weitwinkel über Angebote und Bildungswege entwickeln
- Bewerbungsgespräche üben
- Verbesserungspotentiale erfassen
Beschreibung
Die Zielgruppe sind Schüler*innen, die nach Ende ihrer Schulzeit an der PTS keine Lehrstelle gefunden haben und die Klasse wiederholen. Die Gründe dafür sind vielfältig: schwache schulische Leistungen, Mangel an Grundkompetenzen, sprachliche Schwierigkeiten, wenig familiäre Unterstützung, Überforderung mit dem Bewerbungsprozess, Diskriminierungserfahrungen, Frustration nach späten Bewerbungsabsagen, Mutlosigkeit und fehlende Motivation aufgrund der Wiederholung der Schulklasse.
Implementierung
Der 2tägige Zukunftscheck-Workshop wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Bregenz (Gesellschaft und Soziales), der Schule und dem Projekt DuALPLus im Juli 2020 erstmals umgesetzt. Es ist ein freiwilliges und kostenfreies Angebot für 8-10 Schüler*innen pro Workshop, während der Schulzeit und findet außerhalb der Schule in einem öffentlichen Raum statt.
Inhalte:
- Tag - Analysephase
Die Schüler*innen erzählen von ihren persönlichen Lebenssituationen, wie es ihnen geht und wo sie stehen: Familiensituation, Bezugspersonen, Schullaufbahn, Hobbys und Talente.
Schilderung bisheriger Erfahrungen und Erlebnisse im Rahmen der Schule, des Schulfaches Berufsorientierung, Berufsvorstellungen, Berufsorientierungstage (Schnuppertage in Betrieben), Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Was habe ich gelernt? Was ist mir leichtgefallen, was nicht? Was hat mich unterstützt? Was hat mich bewegt?
- Tag - Synthesephase
Es werden in der Gruppe Verbesserungsvorschläge im Hinblick auf Abläufe in der Schule und bestehende Angebote gesammelt sowie für jede*n einzelne*n Potentiale herausgearbeitet und weitere Schritte geplant.
Wichtig erscheint bei einzelnen Jugendlichen, an einem „Plan B“ zu arbeiten, falls es mit der zuerst angedachten Lehrstelle – meist in einem großen Unternehmen – nicht klappen sollte.
Gemeinsam mit den Schüler*innen werden zahlreiche Ideen gesammelt, was in der und rund um die Schule angepasst und erweitert werden könnte: von Kooperationen mit Betrieben aus der Gastwirtschaft und Hotellerie bis hin zu Fitnessangeboten angedockt an die Schule.
Die am ersten Tag gesammelten Themen und Vorschläge werden in Gruppenarbeit weiter ausgebaut und ausformuliert und in der Gruppe präsentiert und diskutiert.
Was können wir an unserer Situation verbessern? Was können wir im zweiten Jahr besser machen?
Formulierung der Verbesserungsvorschläge und Ideen, Bewertung der wichtigsten Anliegen, was ist uns besonders wichtig?
Die Ergebnisse aus den beiden Workshoptagen helfen, die aktuelle Situation der Schüler*innen zu verstehen und wichtige Schritte sowie Verbesserungsmaßnahmen aller beteiligten Akteure zu konkretisieren.
Eigenbewertung
Erkenntnisse
Zukunfts-Checks ermöglichen es, außerhalb des Schulalltages gemeinsam mit den Schüler*innen ihre individuelle Situation zu analysieren und nächste Schritte mit ihnen zu planen. Andererseits gibt der Workshop Einblick in die Rahmenbedingungen, welche die Schüler*innen vorfinden und lässt Schlussfolgerungen für Schulentwicklungsprozesse und die Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten zu.
Nach er ersten erfolgreichen Durchführung im Sommer 2020 empfiehlt das Projektteam, diese Workshops zu institutionalisieren, weiterzuentwickeln und in eine Struktur zu implementieren.
Kontaktdaten
Landeshauptstadt Bregenz
Sozialeservice und Gesellschaft
Belruptstraße 1, 6900 Bregenz
T +43 (0)5574 / 410-1610